Um ehrlich zu sein, könnt ich nicht sagen, was schlimmer ist:

 

Geschlagen werden, oder Missbraucht werden?

 

Bei beiden Taten verliert man seine Kindheit schneller, als man es will.

 

Hast du jemanden, mit dem du über diese Dinge reden kannst? Oder kennst welche, die dieses Erlebnis hatten?

 

Ich frage genau dich deswegen, weil ich leider keinen hatte zum reden. Und heute wenn ich darüber rede, dann stellen mich manche auch diese Frage. Zwar würde ich gerne auf der einen Seite zu einem Seelenklempner gehen, dennoch weis ich nicht, ob ich dies wieder aufwühlen mag und dann alles verkrafte, was ich all die Jahre tief in mir verdrängt habe.

 

Bei mir war es so mit meinen Gefühlen:

 

Ich hatte Hass auf mich, warum ich in diese Welt überhaupt hineingeboren bin. Weder mich, noch meinen Körper akzeptierte ich. Ich war auf alles und der ganzen Welt sauer. Warum ich nix dagegen tat, warum ich nicht einfach was gesagt habe. Wieso gerade ich?

 

Alles fing eines Tages an, als dieser Mann *Namen werde ich nicht nennen, da dieser vor einiger Zeit verstorben ist und es nicht wert ist sein Namen hier stehen zu haben* meinen kleinen Bruder und mich nach dem Baden abtrocknen sollte, da mein Vater nicht da war und meine Mutter keine Zeit in diesem Moment hatte. Ach ja, ich war damals 4 Jahre alt. Mein Bruder war als erstes dran mit abtrocknen. Dann kam ich dran. Als mein Bruder aus dem Badezimmer war, begann dieser Mann mich zu berühren. Ich war erschrocken, schämte mich, hatte Angst und wusste nicht was ich machen sollte.

 

Wenn meine Eltern mal ausgehen wollten, war dieser Mann für uns da. Tja und so auch in meinem Zimmer, um "Gute Nacht" zu sagen, und mit ihm Dinge tun, die ich nicht wollte!

 

Immer wieder bekam ich gesagt: "Das darf deine Eltern nicht wissen, das ist unser kleines Geheimnis, sonst haben die dich nicht mehr lieb und du kommst ins Heim und ich ins Gefängnis. Das willst du doch nicht. Oder?"

 

Ich hatte mehr schiss in ein Heim zu kommen, als sonst noch was. Dies ganze ging bis zu meinem 14. Lebensjahr. Bis dieser Mann zu mir sagte: "Wenn du einen Freund hast, höre ich auf."

 

Nun, von da an ging ich in die eine oder andere Beziehung, nur um diesem Mann zu entfliehen. Wenn er mich berühren wollte, sagte ich immer: "Denk dran ich habe einen Freund und du hattest es mir versprochen dann aufzuhören". Er ließ dann von mir ab. Zwar machte er mir Komplimente und ab und an noch Anspielungen, wie hübsch ich sei und so was, doch ich "versteckte" mein Körper in weite Pullover, weite T-Shirts und begann mich nicht mehr so hübsch zu machen, das jeder mich bemerkte. Ich wollte nur noch meinem Freund gefallen! Kein anderer Mann sollte mich mehr hübsch finden.

 

Ein Glück, denn ich war immer bewaffnet, hätte er mich nicht in Frieden gelassen. Denn ohne mein Küchenmesser bin ich nicht in mein Bett, wenn er bei uns war. Auch wäre ich ohne mein Küchenmesser nicht spazieren gegangen Ich hatte diesen Gedanken gehabt, wenn dieser Mann wieder mir weh tut, dann aber mach ich es auch und verletzte ihn.

 

Ich tat es nicht! Vielleicht aus Angst, das ich deswegen in ein Heim komme? Vielleicht siegte auch meine Vernunft. Oder war es doch mein Glaube, der zu mir sagte: "Der liebe Gott gibt uns allen noch eine bestimmte Strafe dafür".

 

Es verstand mich eh keiner. Selbst bildete ich mir als Kind ein, wenn ein Lehrer mich mal drückte, das genau dieser mir ansah, ich mache diese schlimmen Dinge und er könnte deswegen auch mal ran. Ich hatte Angst, Eckel, Wut vor den Männern, die mich mit ihren Blicken fast auszogen.

   

Ich erinnere mich noch wenn ich als Kind in unserem Tante Emmaladen um der Ecke einkaufen gehen sollte, rannte ich so schnell es ging dort hin, das ja kein Autofahrer "dieses doch so hübsche schöne Mädchen mit diesem makellosen Körper" sehen sollten, damit die mich nicht finden oder gar mitnehmen und das gleiche tun wollten mit mir. Auf dem Heim weg war es nicht anders. Ich rannte was ich kann und kam ein Auto vorbei, versteckte ich mich hinter unserer Mauer, bis die Autos weg waren.

 

Da mich keiner so richtig verstand, begann ich mit meinen Waffen mich zu testen. Ich ritzte mich am Anfang erst ein wenig meine Arme auf. Mit der Zeit merkte ich, wenn ich das Blut an meinen Armen sah, spürte ich, dass ich noch lebe.

 

Also wurden diese Schnitte immer tiefer immer mehr an einem Tag und wenn diese nicht tief genug waren, riss ich mir diese Wunden mit meinen Fingern auf, so das ich dieses Blut fliesen sah.

 

Erst als diese „Bestätigung“ des Lebens erfüllt war und dieser „Blutrausch“ nicht mehr da war, spürte ich an diesen Wunden Schmerz und ich dachte mir: „Man bist du bescheuert, das tat doch weh“.

 

In diesen Momenten aber spürte ich diesen Gedanken nicht, ich wollte nur wissen ob ich noch existierte!

 

Als dies immer noch nicht für mich genug war, begann ich die Messer mit einer Kerze zum Glühen zu bringen. Diese legte ich mir dann mit der scharfen Kante auf meine Arme und drückte diese hinein in mein Fleisch.

 

Ihr denkt jetzt, wie ist die denn drauf!!!

 

Ich denke, ich wollte mich damit selber bestrafen, damit Gott es nicht für mich tun muss, was ich für schlimme Dinge mit unserem „Babysitter“ machen musste!

 

Auch hasste ich mich immer mehr selber! Mit jedem Schnitt, mit jeder neuen Narbe an meinem Körper, hoffte ich auf Erlösung dieser schlimmen Tat!

 

Mit der Zeit hoffte ich genug Narben zu haben. Auch wäre dies auch mehr und mehr aufgefallen im Sommer, wenn die Sonne an den Stellen kam, die meine Narben zeigten.

 

Heute habe ich zwar ab und an auch diese Gedanken, ich müsste mich bestrafen, aber ich denke mir, dass ich genug Bestrafungen hatte!!!

 

Ich suche mir Ablenkung, damit ich nicht wieder in diesem Teufelskreis hinein komme!

 

Zwar ist mir heute bewusst, das ich nicht Böse war, sondern unser Babysitter, der dieses ausnutzte um seine Gelüste zu erlangen.

 

Auch weis ich, das ich nicht alleine mit diesem Schicksal bin. Es gibt sehr viele wie ich, die soviel Leid ertragen mussten und bis an ihr Lebensende damit klar kommen müssen.

 

 

 

 

Weiteres wird wieder folgen...

 

Diese/r Text/e sind meine eigene Gedanken und somit © by Marion


 

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